Darum geht´s in der Schulseelsorge - Dorothee Wüst

In der Schule geht es um das Hirn, nicht um das Herz. Könnte man meinen. Aber das ginge an der Wirklichkeit vorbei. Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit im Lebensraum Schule, wo für das ganze Leben prägende Bildungsprozesse stattfinden. Und dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern um die ganze Persönlichkeit. Mit Hirn und Herz. Und Seele.

Sorge für die Seele gehört von jeher zu den kirchlichen Kernaufgaben. In der Seelsorge bieten wir an, begleitend, beratend, tröstend, unterstützend für Menschen da zu sein gerade in krisenhaften Situationen ihres Lebens. Und die kennt auch jede Schulgemeinschaft. Insofern ist es selbstverständlich, dass uns als Kirche Schulseelsorge wichtig ist. Unmissverständlich im ökumenischen Geist und in ökumenischer Verbundenheit.

Konflikte in der Klassengemeinschaft. Kein Selbstwertgefühl angesichts rabenschlechter Zeugnisse. Liebeskummer, der das Herz zernagt. Begegnungen mit dem Tod, die ratlos machen. Sinnfragen, auf die sich keine Antwort finden lässt. Glaubensfragen, die man nie öffentlich stellen würde. In solchen Fragen ist Schulseelsorge ein Angebot. Nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern für alle, die zur Schulgemeinschaft gehören und mit ihren Fragen eine Anlaufstelle suchen.

Nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zu Schulsozialarbeit, schulpsychologischem Dienst und anderen schulischen und außerschulischen Unterstützungssystemen ist Schulseelsorge ein willkommener und ganz eigener Beitrag zu gelingender Schulgemeinschaft. Vom Einzelgespräch im geschützten Raum unbedingter Verschwiegenheit bis hin zur Gestaltung von Trauerprozessen beim Tod eines Lehrers, vom niederschwelligen Tür-und-Angel-Gespräch bis hin zu Krisenintervention bei akuten Notsituationen reicht das Angebot. Weil eben keiner seine Seele an der Schulgarderobe abgibt, sondern als ganzer Mensch mit Herz, Hirn und Seele durchs Leben und eben auch durch die Schule geht.

Dorothee Wüst
Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz

Anke Lind
Beauftragte für Schulseelsorge/Krisenintervention in der Schule
Studientage und Ökumenische Kooperation
0173 3877348
anke.lind(at)nospamevkirchepfalz.de

Dr. Young-Mi Lee
Modulares Qualifizierungsprogramm Schulseelsorge am EFWI
06341 557554-49
young-mi.lee@evkirchepfalz.de
Link zum Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI

Schulseelsorge konkret

Schulseelsorge richtet sich an alle, die mit Schule verbunden sind: Schüler*innen, Lehrer*innen, weitere Arbeitskräfte, Eltern. Dabei geht es um die Begleitung Einzelner, Gruppen oder der ganzen Schulgemeinschaft in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen.

Die Vorstellung einiger schulseelsorglicher Projekte/Aktivitäten gibt einen Einblick in die vielfältige schulseelsorgliche Arbeit, in unterschiedliche seelsorgliche Angebote.

Gespräche

Ob spontan oder zu einem fest vereinbarten Termin, ob zwischen Tür und Angel, in einem separaten Raum oder an einer AnsprechBAR, ob mit Einzelnen oder Gruppen,  ob einmalig oder regelmäßig – Gespräche sind ein wichtiges Angebot der Schulseelsorge. Dabei kann im vertraulichen Rahmen alles zum Thema werden: Konflikte in der Familie, Mobbing, Glaubensfragen, Leistungsdruck, Trauer, Sinnfragen, Beziehungen, Lebensplanung …

Kraftstoff für die Seele

„Kraftstoff für die Seele“ kann man am Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation in Frankenthal an verschiedenen Stationen „tanken“. Dort gibt es zur Aufmunterung zwischendurch Postkarten, Rezepte, Witze, Kurzgeschichten zum Schmunzeln, Süßigkeiten und vieles mehr. Es darf sich regelmäßig bedient werden, denn die Angebote werden immer wieder ausgetauscht.

Nähere Informationen gibt’s bei Pfarrerin Christiane Kämmerer-Maurus.

Mutmach-Briefe zum mündlichen Abitur

Seit einigen Jahren schreiben u.a. an der IGS Ernst Bloch in LU die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 5 kurz vom Mündlichen Abitur Briefe an die Abiturient:innen. Mutmachende Worte, gute Wünsche, herzliche Grüße und ein Traubenzucker finden sich dann in einem oft sehr bunt gestalteten Briefumschlag, den die Abiturient:innen kurz vor ihren Prüfungen an einer Stellwand vorfinden.

Nähere Informationen gibt’s bei Pfarrerin Anke Lind.

Abi-Segen

Den stressigen Lernalltag unterbrechen, nochmal zur Ruhe kommen, durchatmen, beten, sich zusagen lassen, dass man mehr ist als Prüfungsergebnisse – das Angebot einer Segensfeier kurz vor den Abiturprüfungen gibt es mittlerweile an vielen Schulen und wird in den stressigen Lernphasen von den Abiturient*innen gerne und dankend angenommen.

Nähere Informationen gibt’s bei Pfarrerin Anke Lind.

Räume der Stille

Viele Schüler*innen und auch Lehrkräfte klagen darüber, in ihrem gestressten und leistungsfordernden Schulalltag nicht mehr zur Stille zu kommen. Gerade auch in Schulen mit einem Ganztagsbetrieb fehlt der innere und äußere Raum um innezuhalten, sich selbst wahrzunehmen und Erlebtes zu reflektieren. Entspannungsphasen und Innehalten sind aber wichtig, um Kräfte für die täglichen Herausforderungen des Lebens zu schaffen.

In staatlichen Schulen ist der Raum der Stille „weltanschaulich offen“ gestaltet. Der Raum der Stille regt zur Konzentration und inneren Sammlung ein. Er kann ein Ort des Atem-Schöpfens, der Unterbrechung, der Selbstreflexion, des Zu-sich-Findens, des Erinnerns und Trauerns, der spirituellen/religiösen Erfahrung, des ganzheitlichen Lernens sein.

Die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Schulen fördern die Einrichtung eines Raumes der Stille.

Ökumenische Arbeitshilfe „Räume der Stille an staatlichen Schulen“

Impulse zur Advents- und Weihnachtszeit

In der Advents- und Passionszeit werden an der BBS Technik 2 in LU kurze Auszeiten für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte angeboten. Ein regelmäßiger Ablauf mit Musik, Kerzen, einem kurzen Impuls zum Tagethema, Gebet, Segen und zum Abschluss einem kleinen Give-Away hilft dabei, auch in kurzer Zeit ein bisschen abzuschalten, ins Nachdenken zu kommen, aufzutanken. 

Nähere Informationen gibt’s bei Pfarrer Udo Jesberger.

Weihnachtsbriefe für Einsame

Weihnachten ist gerade auch für diejenigen oft schwierig, die einsam, ohne festen Wohnsitz, in Armut leben. Schüler*innen der evangelischen Religionskurse am Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen gestalten und schreiben deshalb Weihnachtbriefe mit Hoffnungswünschen, die von ihrem Religionslehrer Pfarrer Johannes Giel, dann an Wohnungslose und an Gäste der „Offenen Weihnacht“ in der Citykirche Konkordien in Mannheim verteilt werden.

Jahresabschlussandacht

Zum Jahresende ist ein gemeinsames Innehalten in den letzten Unterrichtsminuten ein guter Anlass, gestärkt in die Weihnachtsferien und den Jahreswechsel zu gehen. Gerade für berufsbildende Schulen.

Informationen bei Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst.

Notfallseelsorge bzw. Krisenintervention ist Teil der Schulseelsorge. Auf Anfrage unterstützen speziell qualifizierte Teams der Ökumenischen Schulseelsorge Schulen in akuten Krisenfällen, v.a. bei Todesfällen. Zu den möglichen Aufgaben gehören die Beratung von Schulleitungen, die Unterstützung beim Überbringen einer Todesnachricht, Beratung zu Entlastungsmöglichkeiten/-methoden, Einzel- und Gruppengespräche usw. 

In akuten Krisen- und Trauerfällen wenden Sie sich an:

  • Anke Lind, Beauftragte für Schulseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz (0173 3877348)
  • Thomas Stephan, Abteilungsleiter Lernkultur und Schulseelsorge im Bistum Speyer (0151 14880017)

„Aus der Praxis für die Praxis“ – mit diesen wenigen Worten lässt sich das zentrale Anliegen der Handreichung Krisen in der Schule  zusammenfassen. Ausgehend von den neun „Leitlinien der Ökumenischen Schulseelsorge“ haben Anke Lind von der Evangelischen Kirche der Pfalz und Thomas Stephan vom Bistum Speyer Ideen, Pläne und Methoden aus ihrer schulseelsorglichen Arbeit zusammengestellt, die dabei helfen sollen, schulischen Krisen besser begegnen zu können.

Aus dem zahlreichen  (Krisen-)Einsätzen der beiden erfahrenen Schul- und Notfallseelsorger entstand diese Handreichung, die in akuten Krisensituationen genutzt werden kann und zudem bei der Vorbereitung auf Notfälle und Nachbereitung von Krisensituationen helfen soll. 

Thomas Stephan: "In Not- und Krisenlagen kommt es auf das professionelle Zusammenwirken, der verschiedenen Fach- und Einsatzkräfte an. Dies führt gleichermaßen zu einer fachlichen Stärkung des schulischen Krisenteams, wie zu einer persönlichen Entlastung in Bezug auf die Vielzahl der zu bewältigenden Aufgaben" 

Anke Lind:  „Krisensituationen stellen Schulen immer vor eine große Herausforderung. Wir hoffen, dass diese Handreichung Schulen im Umgang mit Krisen unterstützen kann, sei es präventiv, im akuten Krisenfall oder in der Nachsorge. Es wäre schön, wenn die Handreichung zu einem Mehr an Handlungssicherheit führen könnte“

Qualifizierung und Begleitung

Modulares Qualifizierungsprogramm Schulseelsorge am EFWI: 

Das EFWI-Fortbildungs- und Unterstützungsprogramm „Schulseelsorge“ richtet sich an Lehrer*innen und Pfarrer*:innen im Schuldienst. Es ist schulartübergreifend angelegt und besteht aus sieben Modulen:

  • 1. Einführung in die Schulseelsorge
  • 2. Gesprächsführung
  • 3. Konflikte im System Schule
  • 4. Schulseelsorge und Religionsunterricht
  • 5. Umgang mit Krisen
  • 6. Spiritualität in der Schule
  • 7. Heterogenität in der Schulseelsorge.

Pro Halbjahr wird mindestens ein Modul aus dem Programm angeboten; die Teilnahme an einzelnen Modulen ist möglich. Wer an mindestens sechs Modulen (darunter Modul 1 und 2) teilgenommen hat, erhält zusätzlich zu den Teilnahmebescheinigungen für die einzelnen Veranstaltungen ein Zertifikat mit dem Inhalt: „NN. hat das EFWI-Fortbildungsprogramm "Schulseelsorge" erfolgreich absolviert.“ Weitere Infos beim  Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI)

Ökumenischer Ausbildungskurs Trauer- und Krisenseelsorge in der Schule

Krisen machen auch vor Schulen nicht Halt. Sich auf mögliche krisenhafte Situationen vorzubereiten, kann helfen, diese Herausforderungen besser zu meistern. Im fünftägigen "Ökumenischen Ausbildungskurs" sollen dazu theoretische und praktische Grundlagen gelegt werden.

Im Theorieteil, der geblockt an zwei Tagen stattfindet, werden Themen der Psychotraumatologie, Trauer und Resilienz unterrichtet. Außerdem werden das eigene Selbstverständnis und der kirchliche Auftrag in den Blick genommen.

Im Praxisteil, der an drei Tagesveranstaltungen vermittelt wird, geht es u.a. in Rollenspielen um das Einüben von Gesprächssituationen, z.B. dem Überbringen einer Todesnachricht oder den Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen. Des Weiteren werden Hinweise für das Krisenmanagement an Schulen gegeben und Besonderheiten für die Krisenintervention bei speziellen Situationen z.B. Suizid und Amok behandelt.

Der Weiterbildungskurs wird von Kerstin Fleischer, Referentin für Hospiz- und Trauerarbeit im Bistum Speyer, Anke Lind, Beauftragte für Schulseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz und Thomas Stephan, Abteilungsleiter Lernkultur und Schulseelsorge im Bistum Speyer, geleitet.

Die Kurs werden ökumenisch verantwortet und auch später wird eng in Krisensituationen zusammen gearbeitet.
Weitere Infos und Anmeldung beim  Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI)

Workshops zur Schulseelsorge

In unregelmäßigen Abständen werden Fortbildungsnachmittage zu schulseelsorglichen Themen organisiert. Sie finden sowohl in Präsenz als auch online statt. Auch darüber, wie kollegiale Beratung organisiert bzw. durchgeführt werden kann, informieren wir. Kontaktieren Sie uns.

Weitere Informationen und Anfragen an Pfarrerin Anke Lind: anke.lind(at)nospamevkirchepfalz.de

Studientage mit Themenschwerpunkte

Die Ökumenische Schulseelsorge bietet buchbare schulinterne oder überregionale Fortbildungen an, in denen bedarfsorientierte praxisnahe Angebote gemacht werden. Die Themen können individuell abgesprochen werden. (z.B. Tod und Trauer in der Schule, Suizidalität, Suizid, Erstellung von Krisenplänen, Hinweise zur Prävention, Intervention und Postvention krisenhafter Ereignisse, kollegiale Fallberatung, Ressourcen und Resilienz).

Weitere Informationen und Anfragen an Pfarrerin Anke Lind: anke.lind(at)nospamevkirchepfalz.de